Borromäische Inseln

Parks

Nicht nur Touristen sind von diesen Inseln beindruckt, schon grosse Künstler erlagen ihrer Schönheit, darunter Stendhal, Liszt und Mendelssohn. Dumas erwähnte die Inseln in „Der Graf von Monte Christo“, Turner und Corot verewigten sie als Gemälde, Schriftsteller D’Annunzio wollte eine mieten. Die Inseln vor Stresa (Italien) sind von Locarno oder Ascona aus bequem mit dem Schiff zu erreichen. Die Isola Bella lockt mit dem grandiosen Palast und terrassiertem Garten. Die Isola Madre verfügt über einen üppigen englischen Park. Die Isola dei Pescatori hat einen malerischen Dorfkern.

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Die Geschichte


Der Name der Borromäischen Inseln geht auf die Familie Borromeo zurück, einem italienischen Adelsgeschlecht, dessen Nachkommen noch heute die Isola Bella und die Isola Madre besitzt. Ursprünglich stammen die Borromeo als wohlhabende Kaufmannsfamilie aus San Miniato bei Florenz. Mitte des 14. Jahrhundert emigrierten sie nach Mailand, wo sie zu reichen Bankern wurden und in den Dienst des regierenden Herzoghauses Visconti, später der Familie Sforza, traten. Die Familie wurde mit Ländereien am Lago Maggiore entlohnt und in den Fürstenstand erhoben. In nachfolgenden Jahren erreichten Familienmitglieder sogar hohe Kirchenränge, wie Kardinal Federico Borromeo (aus der Oper „Promessi Sposi“), Papst Pius IV und der heilig gesprochenen Erzbischof San Carlo Borromeo.

Die Isola Madre wurde zu Beginn des 16. Jahrhundert erworben, während die Isola Bella in der ersten Hälfte des 17. Jahrhundert im Zusammenhang mit der Umgestaltung der beiden Inseln. Erde wurde auf die Inseln geschafft, was die Errichtung von Paläste und Gärten ermöglichte. Zahlreiche Architekten und Künstler waren mit dem Ausbau beauftragt, darunter auch der Tessiner Vincenzo Vela.

Die Isola Bella ist für ihren Palast und die prächtigen Gartenanlagen im Stil des Barocks und des Neoklassizismus berühmt. Verschiedene Baumeister hinterliessen im Verlauf der Jahrhunderte ihre Spuren, darunter auch Domenico Fontana, der extra aus Rom anreiste. Im Jahr 1935 wurde das Gebäude zum Standort einer Friedenskonferenz der Regierungschefs von Italien, Frankreich und Grossbritannien. Der Palast verfügt über zahlreiche, reich dekorierte Räume, für deren Ausstattung im 17. Jahrhundert unter anderem der italienische Architekt Gian Lorenzo Bernini verantwortlich war. In dem heutigen Museum können italienische und europäische Kunstschätze der vergangenen Jahrhunderte bewundert werden, darunter Gemälde, Skulpturen, Möbel, Lampen und Gobelins. Zu besichtigen sind auch die künstlichen Muschelgrotten im Untergeschoss auf See-Ebene wo sich eine schlafende Venus befindet, welche an der berühmten „Ninfa dormiente“ (schlafende Nymphe) des Canova erinnert. Als spektakulär erweist sich der Garten der Isola Bella, der auf zehn Terrassenebenen angelegt ist und über ein Amphitheater verfügt, der einst Kulisse für Aufführungen war und wo Stendahl gerne verwielte.

Bei der Isola Madre handelt es sich um die grösste der Inseln. Die „Mutterinsel“ verfügt über einen üppig blühenden Park im Stil eines englischen Gartens, in dem es sich auf schattigen Wegen herrlich lustwandeln lässt. Besucher können dabei frei lebende Fasane und Pfaue beobachten. Eine floristische Seltenheit stellt die rund zweihundert Jahre alte Kaschmir-Zypresse dar. Schon Napeoleon soll hier pausiert haben, während seine Soldaten Jagd auf Fasane machten. Auf der Insel steht ein Palast, in dem Kunstgegenstände und der berühmten Puppensaal bewundert werden können. Es heisst, in den schmucken Gästezimmern habe schon Giacomo Casanova genächtigt, als er die Inseln mit einem Freund und zwei hübschen Schwestern aus Lugano besichtigt habe. „Es ist unmöglich, mit Worten der Schönheit dieser Inseln gerecht zu werden“ – schreibt er. „Man muss sie sehen. Sie sind bezaubernd. Mit herrlichem Klima, es herrscht ewiger Frühling.“

Die Isola dei Pescatori (Fischerinsel) ist seit dem 14. Jahrhundert dauerhaft bewohnt. In dem kleinen Dörfchen auf der nur rund 300 mal 100 Meter grossen Insel reihen sich historische Häuser, verwinkelte Gassen, Souvenirgeschäfte und Restaurants aneinander. Ein Ausflug lohnt sich. In den zahlreichen Fisch-Lokalen und im Romantik-Hotel Verbano lässt es sich wunderbar einkehren. Der frühere italienische Ministerpräsident und Maler, Massimo d’Azeglio (1798-1866), der seinen Lebensabend in Cannobio (I) verbrachte, hielt die Schönheit der Insel in zahlreichen Gemälden fest. Der lombardische Schriftsteller Piero Chiara machte den Lago Maggiore zum wiederkehrenden Motiv seiner Romane und wollte auf der Insel auf Ewigkeit verweilen.

(Raffaele Fattalini)

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